Liedertafel Freudenberg

Reine Luft für das Sängerheim

Projektantrag:"Singen soll auch weiterhin gesund sein!"


Der Gesangverein Liedertafel 1842 Freudenberg e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben soziokulturellen Aktivitäten und Chorproben, interessierten Menschen im vereinseigenem Sängerheim eine semiprofessionelle Bühne zu bieten. Ganz egal ob Tanz, Gesang, Musik, Theater, Musical, wir bieten eine Bühne im ländlichen Raum.

Neben den bestehenden und “gelebten” Hygienekonzepten für den Chorbetrieb kann mit Hilfe von professionellen Raumluftreiniger und Luftabsaugeinrichtungen sowie einer kontinuierlichen smarten Luftqualitäts-Überwachung das Infektionsrisiko durch Aerosole bei Proben, Aufführungen und Vermietungen stark minimiert werden. Laut Modellrechnung könnte die Luftqualität im Sängerheim im Idealfall mit einer Probe im Freien verglichen werden.

Der Verein hofft durch verbesserte Schutzmaßnahmen Vertrauen zu schaffen und so zu einer erhöhten Auslastung des Sängerheim beizutragen. Um die Mitglieder und die Gäste zu schützen, legen die Verantwortlichen höchsten Wert auf ein wirksames und umfassendes Hygienekonzept.

Möglich war diese Investition nur mit Unterstützung der Förderprogramme “Neustart Kultur” der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DTHG e.V. ) im Auftrag des Bundesamt für Kultur u. Medien.

Derzeitige Situation der LiederTafel

Die Umsetzung von weiteren investiven Schutzmaßnahmen, anlässlich der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie, waren innerhalb des Vorstandes im jetzigen wirtschaftlichen Umfeld zu Recht umstritten. Im Sommer waren wir der erste Gesangverein, der seinen Sangesbetrieb mit verschärften Schutzmaßnahmen wieder aufnahm. Hierfür waren spezielle Investitionen von Nöten, wie z.B. Anschaffen von Gastroschirmen für den Außenbereich, Einrichten von Hygienestationen, Aufstellen von Spukschutzscheiben im Thekenbereich, Mehraufwand durch ausschließliches Maschinenspülen und wirksame Desinfektion benutzter Gegenstände.

Das alles waren für den ideellen Bereich lohnende Maßnahmen. Der Singbetrieb konnte, je nach Verordnung bis Anfang November, immer weiter intensiviert werden. Eine Chorgruppe hatte sogar einen Auftritt in Köln und wirkte bei einer YouTube Aufzeichnung mit der Gruppe “Brings” auf der Trapprennbahn in Köln mit. Eine neue aktive Sängerin konnte gewonnen werden. Jedoch sind die Ausgaben im wirtschaftlichen Bereich gestiegen und die Umsätze sind auf 10% des Vorjahres gefallen. Noch ein Krisenjahr und wir werden große Schwierigkeiten haben, die laufenden Kosten für unseren Probe- und Veranstaltungsort zu stemmen. Dies war für den Chorverband NRW leider kein Grund uns an den Pauschalmittel zur Erhaltung notleidenden Chören teilhaben zu lassen.

Getrieben von den umstrittenen Situationen in unseren Schulen, reifte beim Geschäftsführer (Dr. J. Zwinscher) der Gedanke zur Verbesserung der Luftqualität einen Luftwäscher anzuschaffen. Diese technische Maßnahme solle den unsäglichen Aerosolen Paroli bieten. Gerade die luxuriöse Fußbodenheizung bereitet gerade hier Probleme. Die winzigen Tröpfchen sinken aufgrund des Auftriebes nicht so schnell zu Boden. Im Gegenteil, die Teilchen verdunsten, werden also leichter und steigen nach oben. Nach Preisvergleichen und Recherche der technischen Gegebenheiten folgte die Ernüchterung. Das wird wirtschaftlich nicht zu leisten sein! Die Kosten wären einfach viel zu hoch, da handelsüblich Anlagen für den privaten Bereich bei weiten nicht die geforderten Leistungen in der Größenordnung einer Halle erbringen können.

Gegen Ende Oktober spitze sich die Corona-Lage zu und die Hoffnungen auf ein paar Einnahmen durch Vermietungen im Dezember und Aufführungen durch das FleckerWinterTheater wurden schnell zu Nichte gemacht. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. So stellte der Geschäftsführer Ende Oktober einen Projektantrag zur Umsetzung von investiven Schutzmaßnahmen, anlässlich der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie, beim Förderprogramm Neustart Kultur. Das Programm wird gefördert aus Mitteln des Bundesamt Kultur und Medien. Der geforderte Eigenanteil waren durch die “noch” Rücklagen gesichert. Die Beauftragte Stelle (Der Berufsverband der theater- und veranstaltungstechnischen Branche DTHG e.V.) half umgehend beratend bei der Antragstellung und zehn Tage später konnte der Vorsitzende Sven Wachter den Zuwendungsvertrag unterschreiben. Vielen Dank an das Team Neustart Kultur! Hier kann man wirklich sagen: “Der Name ist Programm”.

Risikomanagement

„Singen ist nicht gefährlich, sondern das Virus. Solange man sich an die Hygieneregeln hält.“ Mit dieser Aussage versucht Gerhard Schwab, Geschäftsführer des Chorverbandes Berlin, gegen das schlechte Image des Singens anzukämpfen. Professor Dirk Mürbe, Direktor der Klinik für Audiologie und Phoniatrie am Berliner Universitätsklinikum Charité konkretisiert diese Aussage gegenüber der TAZ (Quelle: Sabine Seifert, TAZ; https://taz.de/Singen-in-Coronapandemie/!5725400/ ): „Man sollte Singen nicht stigmatisieren, sondern die konkreten Gefährdungspotenziale einschätzen. Es gibt keinen Grund für ein Generalverbot. Wir brauchen ein vernünftiges Risikomanagement.“

Mürbe gehört zu einem Expertenkreis, der wissenschaftliche Daten zum Thema Aerosolbildung beim Sprechen und Singen beschafft, auswertet und Politik und Verbände berät. „Es gibt ein erhöhtes Risiko beim gemeinsamen Singen in geschlossenen Räumen“, sagt er, „aber es gibt auch Strategien, dieses Risiko zu minimieren. Letztlich haben die letzten Monate bewiesen, dass bei den Infektionszahlen im Sommer die Hygienekonzepte sehr gut funktioniert haben.“

„Corona wird noch einige Zeit dauern, deswegen müssen wir langfristige Konzepte entwickeln. Es geht immer um eine Balance zwischen Infektionsschutz und gesellschaftlicher Teilhabe.“

Mürbe, der neben seinem Medizin- auch ein Gesangsstudium absolviert hat, benennt auch in diesem TAZ-Artikel die „Hauptstellschrauben“, um Singen in Schulen, Chorproben und Konzerte wieder möglich zu machen: Wie viele Personen singen in einem Raum? Wie lange singen oder proben sie? Wie groß ist der Raum? Wie sind die Lüftungsmöglichkeiten? „Maschinelle Systeme sind sehr im Vorteil“, sagt er.

Die ersten Stellschrauben hat das Team um Michaela u. Jörg Zwinscher im April schon im ersten LiederTafel-Hygienekonzept (siehe LiederTafel.Net) festgelegt und jeweils an die geltenden Richtlinien angepasst. Die Sieger Zeitung und der SWR berichteten darüber Anfang Juni. Die Installation eines maschinellen Systems zur Raumluftreinhaltung und Analyse folgt sobald die bestellten Hauptkomponenten geliefert werden.

Die Analyseprüfungen geben qualitative Hinweise ob das Luftreinhaltungskonzept die erhoffte Reduzierung der Partikelzahl pro Kubikmeter erreicht. Es bleibt dann die Frage, wie sich die Installationen auf das wahrscheinliche Ansteckungsrisiko auswirken können, wenn sich eine hochinfektiöse Person im Raum befindet. Hierzu können eventuell die Forschungsergebnisse des Max-Planck-Instituts für Chemie (MPIC) in Mainz und des Cyprus Instituts auf Zypern konkrete Hinweise geben.

Hoch infektiös sei eine infizierte Person in der Regel nur wenige Tage, erklären die Forscher. Von den Personen, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, seien immer etwa 20 Prozent hoch infektiös. Sie seien nicht zu verwechseln mit den sogenannten Superspreadern, von denen bisher nicht bekannt sei, wie häufig sie auftreten.

Das persönliche Infektions-Risiko kann man mit Hilfe des sogenannten Risiko-Kalkulator (https://www.mpic.de/4747361/risk-calculator) auf den Seiten des Instituts berechnen lassen. Hierzu trägt man die verschiedenen Parameter wie Raumgröße, Personenzahl und Dauer des Aufenthaltes ein. Es ist möglich zwischen verschiedenen Szenarien zu wählen: einem Klassenraum, einem Büro, einer Feier und einer Chorprobe. Auch lassen sich neben Experteneinstellungen die Effizienz der Lüftung, der Luftfilter und der Gesichtsmasken berücksichtigen.

Für das Sängerheim ohne Luftreinhaltungsmaßnahmen errechnet der Risikorechner im ungünstigsten Fall (also ohne direkte Belüftung) bei einer Grundfläche von 180m², 25 Sänger und einer 90-minütigen Chorprobe eine 11% individuelle Ansteckungsgefahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein beliebiger in der Gruppe ansteckt, liegt bei 94%.

Diese Zahlen sind erschreckend hoch und zeigen, dass Schutzmaßnahmen bei hinreichend hoher Inzidenz angebracht sind.

Berücksichtigen wir die angestrebten Luftreinhaltungsmaßnahmen und geben als Luftaustauschrate 6-mal die Stunde ein, sinkt die individuelle Wahrscheinlichkeit auf 1,7%. Berücksichtigen wir die Filtereigenschaften der eingesetzten H14-HEPA-Hauptfilter (0,1µm) durch Verkleinerung des effektiven Aerosol-Durchmesser auf 2µm, reduziert sich das individuelle Infektionsrisiko durch Respiration auf unter 0,1%.

Nach den Angaben des Risiko-Rechners hat die Verringerung des Aerosol Volumendurchmesser den größten Effekt auf das respiratorische Ansteckungsrisiko. Das bedeutet für das Sängerheim, dass in einem Raumbereich von 320m³ um den Luftreiniger mit einer stark verminderten indirekten Infektionsgefahr zu rechnen ist. Das bedeutet nicht, dass das Risiko der direkten Infektion (Anniesen, Anhusten oder konterminierte Oberflächen) durch technische Maßnahmen vermindert werden kann. Die AHA-Regel bleibt weiterhin alternativlos.

Technische Beschreibung

Mit den installierten Axial-Ventilatoren (Absaugkapazität von 3500 m³ / Stunde) kann innerhalb von 10 bis 12 min komplett die Luft im Zuschauerraum ausgetauscht werden. Sicherlich ist dies auch durch Stoßlüften möglich, sofern der Wind weht und der Unterschied zur Außentemperatur groß genug ist. Ein kontinuierliches Absaugen der Raumluft wird die Raumtemperatur soweit senken, dass in Wintermonaten der Ein oder Ander sich nicht mehr wohl fühlt.

Hier kommen die zwei verwendeten Luftreiniger ins Spiel. Laut dem deutschen Hersteller reduziert ein einzelner Zonen-Industrie-Luftreiniger die Verweildauer und Intensität von Aerosol- und Schwebstoffwolken direkt am Aufstellungsort, und schafft je eine mit sauberer, gefilterter Reinluft durchspülte Zone von bis zu 320 Kubikmetern Volumen. Dies entspricht ungefähr dem Volumen über dem Zuschauerraum. Der zweite Luftwäscher (ein Testsieger seiner Klasse) soll bei Bedarf einen anderen hochfrequentierte Bereich reinhalten. Als Filter werden nur H14-HEPA-Hochleistungs-Spezialfilter nach EN 1822 ISO verwendet. Einer davon verfügt über eine thermische Selbstregenerationsfunktion, d. h. in regelmäßigen Abständen werden automatisch sämtliche im Filter abgeschiedenen Viren inaktiviert und somit den Filter wieder zu 100 % „dekontaminiert“.

Um den gesamten Luftreinhaltungsprozess zu kontrollieren, wird ein Luftanalysator mit einer Vielzahl an Sensoren und wissenschaftlicher Präzision eingesetzt. So werden die Bestandteile der Luft, das Raumklima sowie Umwelteinflüsse - in Echtzeit (ca. 1,8 Sekunden-Intervall) aufgezeichnet.


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